Inklusives Reisen als Chance für die Tourismusbranche: Ein Barcamp in Lenzburg, Schweiz

Am 17. und 18. Oktober 2024 fand in Lenzburg, Schweiz, ein Barcamp zum Thema „Inklusives Reisen“ statt. Diese Veranstaltung bot den Teilnehmenden die Gelegenheit, über die Herausforderungen und Chancen zu sprechen, die sich aus der Entwicklung inklusiver Tourismusangebote ergeben. Als Experte für Inklusion habe ich eine Session geleitet, um das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen zu schärfen.
Als Aufhänger für meine Session diente meine eigene Erfahrung als Rollstuhlfahrer auf einer einwöchigigen  Zugreise von Basel über Zermatt, Sankt Moritz, Tirano, Zürich, Lugano und Interlaken durch die Schweiz, die ich vor sieben Jahren unternahm.

Highlight waren sicher meine Ausflüge auf das Klein Matterhorn ( 3.883 m ü. M).  in Zermatt und das Jungfraujoch auf 3.450 m ü. M. Diese persönliche Erfahrung gab mir die Möglichkeit, den Teilnehmenden praxisnah zu vermitteln, dass Inklusion im Tourismus weit über bauliche Barrierefreiheit hinausgeht. Sie betrifft nicht nur Menschen mit Bewegungseinschränkungen, sondern auch jene mit sensorischen, sprachlichen oder psychischen Barrieren und chronischen Behinderungen, die zunächst nicht sichtbar sind.

Zum Abschluss meiner Session führte ich eine Übung durch, bei der die Teilnehmenden in zwei Gruppen aufgeteilt wurden. Jeder Gruppe wies ich eine Behinderungsart zu und bat sie, darüber zu diskutieren, mit welchen Barrieren sie bei der Planung und Durchführung einer Reise konfrontiert wären. Diese Diskussion förderte ein tieferes Verständnis für die unterschiedlichen Herausforderungen, denen Menschen mit Behinderungen gegenüberstehen, und zeigte auf, wie wichtig es ist, die Tourismusbranche inklusiver zu gestalten.

Rollstulfahrer vor großem See im Hintergrund Berglandschaft
Eine Sehbehinderte Person überquert mit Assistenzkraft einen Zebrastreifen

Praktische Übungen zum Thema „Sehbehinderung“

In einer weiteren Session hatten wir als Teilnehmende die Gelegenheit, zu erfahren, wie es ist, mit einer Sehbehinderung zurechtzukommen.

Angeleitet von Nicole Sourt Sanchez, Psychologin und Erziehungswissenschaftlerin – selbst sehbehindert – bewegten wir uns im Raum mit stark eingeschränkter Sicht – entweder vollständig blind oder mit einem stark reduzierten Sehfeld. Später gingen wir noch auf die belebte Straße und versuchten, sie unter den gleichen Bedingungen zu überqueren. Diese Übung verdeutlichte eindrucksvoll, wie herausfordernd es ist, die Orientierung zu behalten und wie viel Konzentration es tagtäglich erfordert, von A nach B zu gelangen, wenn das Sehvermögen eingeschränkt ist. Auch dann, wenn eine Assistenzkraft die Bewältigung des Alltags unterstützt. Diese Erfahrung führte zu einem Aha-Momebt bei den Teilnehmenden. Sie wurden nicht nur einprägsam, sondern rief auch ins Bewusstsein, wie wichtig es ist, barrierefreie Lösungen im Alltag zu schaffen. Sie ist durch klare Wegweiser, akustische Signale oder taktile Bodenbeläge. 

Inklusion als Chance und Verantwortung

Der Workshop verdeutlichte, dass inklusives Reisen ein breites Spektrum von Herausforderungen adressieren muss. Nicht nur Menschen mit Bewegungseinschränkungen, sondern auch jene mit sensorischen, sprachlichen oder psychischen Barrieren profitieren von inklusiven Angeboten. In der Tourismusbranche liegt hier eine große Chance: Durch die Entwicklung barrierefreier und inklusiver Lösungen können Unternehmen neue Zielgruppen ansprechen und gleichzeitig ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden.

Zwei Hände, die einander reichen

Ein Schritt in die richtige Richtung

Das Barcamp in Lenzburg war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die praxisnahen Übungen und der Austausch von Erfahrungen zeigten, dass Inklusion im Tourismus nicht nur möglich, sondern notwendig ist. Unternehmen der Tourismusbranche sollten jetzt die Gelegenheit nutzen, ihre Angebote zu überdenken und inklusiver zu gestalten, um eine größere Vielfalt an Reisenden willkommen zu heißen.

Ein besonderer Dank geht an die Organisatorinnen und Organisatoren des Barcamps, die diese wichtige Veranstaltung möglich gemacht haben. Durch ihr Engagement konnten wir wertvolle Einsichten gewinnen und gemeinsam an einem inklusiveren Tourismus arbeiten.

Die gutundgut gmbh ist ein schweizerisches und niederländisches Unternehmen, das sich auf Placemaking im Bereich Tourismus, Freizeit und Kultur spezialisiert hat. Das Unternehmen entwickelt nachhaltige und wirtschaftlich effiziente Projekte, die sich auf Destination Management, Hotellerie, Tourismusentwicklung und regionale Entwicklung konzentrieren. Besonders im Fokus steht dabei die ganzheitliche Betrachtung eines Ortes, um Projekte zu schaffen, die langfristig erfolgreich und nachhaltig sind.

Solltest Du Fragen oder Anmerkungen haben, wende Dich jederzeit an mich und schreibe an
info@gemeinsaminklusiv-thomasspitzer.de

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